© Nicole Peters
Jeder Mensch ist ein Plastiker
„Jeder Mensch ist ein Künstler!“ – Ich mag dieses Beuys-Zitat nicht.
Kein Ausspruch von Joseph Beuys ist mehr falsch verstanden
worden als dieser Satz. Wie viele Bilder von Freizeitmalern damit
wohl zu Kunst geadelt wurden? Dabei lässt sich dieses
Fehlklassifikation gleich mit einem zweiten Beuys-Zitat beantworten:
„ Das Problem fängt schon damit an, dass Leinwand gekauft wird.“
Ich mag folgenden Ausspruch von Beuys: „Die Gesellschaftsordnung
zu formen wie eine Plastik, das ist meine und die Aufgabe der
Kunst.“ Beuys spricht nicht von einer Skulptur, die von außen nach
innen durch Schneidevorgänge entsteht. Er spricht von einer Plastik,
die von innen nach außen gebildet wird. Ein bildsames Material. Die
Verwandschaft zum Wort Bildung ist nicht von der Hand zu weisen.
In diesem Prozess sind alle aufgerufen mit zu bilden, mit zu
gestalten um zusammen eine bessere Gesellschaft zu gestalten. In
diesem Prozess sind wir alle Bildende – alle Künstler wie Beuys
meint. Nur wirken an diesem Gesellschaftswerk die Künstler mit den
Mitteln der Kunst, der Arzt mit seinem medizinischen Wissen, der
Bauer als Landwirt, die Kindergärtnerin mit ihren besonderen
Fähigkeiten sich Kindern zuzuwenden. Jeder bildet in seiner
Fachdisziplin. Jeder Mensch ist ein Plastiker!
Als solcher konzipiere und bilde ich den Rahmen für soziale
Plastiken. Als Katalysator füge ich dem Rahmen Wärme zu, mache
anderen Menschen Angebote, Teil des Werkentstehungsprozesses
zu werden. Meist gibt es dazu für den Einzelnen einen heiteren,
spielerischen Einstieg, letztlich jedoch immer die Rückführung zu
dem jeweiligen eigenen Leben. Die Erfahrung im
Werkentstehungsprozess nimmt der Mensch mit. Bei welchem
Menschen diese Erfahrung so essentiell war, dass sich dadurch in
ihm etwas neues bildet, bleibt mir als „Rahmenschöpfer“ in der
Regel verborgen. Aus zahlreichen Rück-meldungen weiß ich, dass
die Erfahrungen im Werkentstehungs-prozess die Menschen tief
berührt haben.
Atelier Peters
für soziales Wirken der Kunst