© Nicole Peters
Projektraum Gewächshaus
Atelier Peters für soziales Wirken der Kunst
Projektraum Gewächshaus 2010 - “war@peace2010.de”
In den 80gern und 90ger Jahren habe ich in der Schule gelernt: Die Bundeswehr ist eine reine Verteidigungsarmee. Schien mir eine logische Konsequenz aus den Erfahrungen des 1. und 2. Weltkrieges. Die Zeiten, in denen die Bundeswehr ausschließlich auf dem Bundesgebiet stand, sind lange vorbei. Als humanitäre Hilfe, Wiederaufbauhilfe usw. so schön zivil bezeichnet ist sie längst in verschiedenen Ländern stationiert. Nein, es werden nicht nur Brücken, Brunnen, Schulen und Krankenhäuser gebaut. Es wird auch getötet. In der Presse ist zu lesen, Oberst Klein wollte im September in Afghanistan den Tanklastzug und die um ihn rum stehenden Menschen “vernichten”. Es ist traurig und beschämend, dass deutsche Soldaten wieder Menschen vernichten wollen. Zudem ist die deutsche Rüstungsindustrie ein höchst profitabler Wirtschaftszweig. Endlich nimmt die Politik auch mal das traurige Wort Krieg in den Mund. Deutschland ist wieder Kriegsnation. Wie passt das nur zur Präambel des Grundgesetztes, in der zu lesen ist, dass deutsche Volk sei von dem Willen beseelt, dem Frieden in der Welt zu dienen… Die Ausstellung im Projektraum Gewächshaus zeigt vier friedliche Positionen des Dienens. Zu Gast im Projektraum Gewächshaus sind Rose Marie Gnausch, Gamma Thesa Terheyden und Usch Quednau. Leider können Rose Marie und Gamma Thesa heute nicht hier sein. 2004 - also 18 Jahre nachdem ich die Aufzeichnungen eines Wehrmachtspiloten gelesen hatte, 1986 hatte dieser erstmals Erinnerungen zu Papier gebrachte, weil der französiche Historiker Lorant es für seine Forschung brauchte. – also 18 Jahre nachdem mich dieses Schriftstück zum ersten mal fesselte entstand das Bild „Eingebrannt“ Es zeigt das Foto eines jungen Mannes in Fliegeruniform neben informeller Malerei welche von Schrotteilen, Asche, kräftigem rot erzählt. Dazu folgender Textzitat: „Bei einem Einsatz über Ungarn, Verbände vier-motoriger kamen von Süden. Bei dem ersten Anflug konnte ich einer Boing den Rest geben, sie war schon lahmgeschossen. Auf dem Heimflug verfogten uns zwei Mustangs, sie kamen näher und schossen nicht, wohl verschossen. Eine flog in einem Bogen direkt vor meine Me-410, der Pilot winkte und ich drückte instinktiv auf die Waffenknöpfe. Er zerplatze in der Luft. Heute noch könnte ich weinen, wenn ich daran denke ... „ Lorant stellte fest, dass die Erinnerungen dieses Piloten nach 42 Jahren bezüglich Verlegungsdaten seines Geschwaders, Einsätzen, Ab- und Herausschüssen sehr genau waren. Usch Quednau arbeitet auch mit Texten von Soldaten – mit Feldpost. Sie hinterfragt in Ihrer Installation “Botschaften”, weshalb Kriege und militärische Gefechte auf viele Menschen eine Faszination ausüben, wo sie doch letztlich so viel Leid bei denen hinterlassen, die nicht Initiatoren dieser Handlungen sind. Gegenüber dem Eingang des Raumes, in dem sie ihre Installation auf gebaut hat, blickt man auf den Körperabdruck eines Mannes, der Bildträger dieses Abdrucks erinnert an eine Bahre, welche senkrecht an die Wand gelehnt ist. Zu seinen Füßen ein Stahlhelm. Auf dem Boden sind Pappkartons verstreut. Ein Teil sind mit Fotos aus Kriegen und Feldpost aus den beiden Weltkriegen bedruckt. In den Kartons liegt Holzwolle und verrostete Stahlhelme, in welchen Briefe liegen. 3 Kartons sind mit Rosen bemalt – wie Geschenke. Eines ist gesprengt, ein Spielzeugpanzer herausgerollt und zeigt nun mit seiner Kanone auf den Betrachter. Ich habe diese Installation schon in Koblenz gesehen, als wir zusammen auf der Festung Ehrenbreitstein ausgestellt haben. Damals kam Jonas, 6 Jahre in die Ausstellung . Ich hatte gerade Aufsicht. Er wollte mit dem Panzer spielen. Ein „das ist Kunst – damit spielt man nicht“ hätte ihn wohl nicht von seinem Vorhaben abhalten können. Somit habe ich mir mit ihm die Installation angeschaut, mit ihm Briefe gelesen. Da wurde der kleine quirlige Junge ganz nachdenklich. Für meine Installation „Imagine Peace II“ sammel ich Friedensbilder. Mal schauen, ob Sie auch eins für mich haben: Wenn Sie sich den Frieden vorstellen – welches Bild sehen Sie da? Über 200 Menschen habe ich bereits diese Frage gestellt und auch Antworten bekommen. In meiner Installation können Sie von Feldbetten aus auf das an die Wand projizierte Wasser des Rheins schauen – in das Wasser fließen die gesammelten Antworten rein und wieder raus. Munitionskisten funktioniere ich um, sie werden zu Trägern von DVD-Player und Beamer. Gamma Thesa Terheyden ist 2009 nach Bethlehem gereist - reisen heisst für sie, sich zu be-Weg-en - also Bewegung, die den Weg der Begegnung möglich macht. Der Schlüssel auf dem Tor eines palästinensischen Flüchtlingskamp: Bevor die Palästinenser in den israelisch besetzen Gebieten ihre Häuser verließen, verschlossen sie diese und nahmen den Schlüssel mit in der Annahme, in wenigen Tagen wieder zu kommen. Sie leben jetzt teilweise seit mehreren Generationen in Flüchtlingskamps wie diesen. Wie sie auf der Karte sehen können, gibt es kein zusammenhängendes palästinensisches Gebiet mehr. Es ist sehr schwer, von einem palästinensichen Gebiet in das nächste zu kommen – zum Bespiel aus dem Gaza-Streifen heraus. Das israelische Militär kontrolliert Luft-, See- und Landwege. Mauern werden errichtet. Palästinenser dürfen nicht alle Straßen benutzen. Die Kontrollen beschneiden die Palästinensiche Wirtschaft und die individuelle Freiheit der Menschen sehr. Terheyden zeigt Bilder von Begegnungen im Geiste der Verständigung. Fotos von der Grenzmauer zwischen Israel und Palästina, Fotos von Menschen und Landschaften holen die Situation der Konfliktbeteiligten in diesen Projektraum. Terheyden zeigt die starke Präsenz des israelischen Militärs in den besetzten Gebieten, aber auch die Friedensaktivisten der Gruppe „Frauen in Schwarz“ in Jerusalem, die gegen die israelische Siedlungspolitik demonstrieren. Diese Gruppe ist ein Beispiel dafür, dass es auch Israelis gibt, die gegen die Enteignung und Entrechtung der Palästinenser sind. „Man lernt ganz viel, wenn man einfach nur dort hinfährt“ sagt Terheyden. Rose Marie Gnausch reist auch mit dem Wunsch, den Frieden in der Welt zu vermehren. Dabei nimmt sie eine Elefantenherde mit auf die Reise. Eine Elefantenherde? Ja, Elefantenbilder und Elefantenskulpturen, die ihr Menschen aus aller Welt zusenden. Im Mai 2009 stellte sie die Herde (600 Stück groß) in Nicosia zu beiden Seiten der innerzypriotischen Grenze auf. An diesem Tag war dadurch die Grenze nicht wie üblich dicht, sondern Menschen aus beiden Teilen Zyperns sind sich friedlich begegnet. Rose Marie Gnausch führt den Elefanten als Friedenssymbol ein - ein Tier, was weltweit als positives Symbol gilt. Der Elefant verbindet Größe, Sozialkompetenz und Weisheit mit Friedfertigkeit. Eine Botschafterin aus Israel hat in Zypern zu ihr gesagt: Ich erwarte Sie dann in Jerusalem.... Am 6.6.2010 wird sie mit ihren Elefanten erst einmal auf der Brücke in Schengen 25 Jahre friedliches Zusammenleben in Europa feiern. Man muß sich das echt mal klarmachen: Vor 25 Jahren haben sich erstmals in der Weltgeschichte Völker freiwillig zusammengefunden und ihre Grenzen aufgelöst. Sie haben die Angst vor dem anderen fallen gelassen. Das Resultat: ein nie da gewesener stabiler Frieden in ehemals jahrhundertelang verfeindetem Gebiet. Die Grenzen öffnen – ein Erfolgsrezept für Frieden par excellence. Für uns in Goch ist es selbstverständlich geworden, dass man an der Grenze in Grunewald oder Siebengewalt nicht mehr den Pass vorzeigen muß, statt dessen der Austausch mit den Niederländern intensiver geworden ist. Wäre es da nicht schön, wenn ein Elefanten-Friedensbanner aus Goch am 6.6. auf der Brücke in Schengen hängt. Dafür brauche ich jetzt Sie! Bitte machen sie mit – denn es soll kein Bild von Nicole Peters sein – sondern eins von vielen Menschen. Am 30.5.2010 wird um 11.00 Uhr das Friedensbanner aus Goch von Gabi Theissen, Gochs stellvertretender Bürgermeisterin an Andrea Horstmann-Osterloh, AHO FINE ARTS/Köln, stellvertretend für den Vorstand “Elephants for peace” übergeben. Die Ausstellung ist eröffnet. Machen sie mit. Und hecken Sie bei Kaffee und Kuchen weitere Friedenskonzepte aus. Nicole Peters